Die Wechseljahre – kein sanftes Ruhekissen

Schlaflose Nächte durch Hitzewallungen, Insomnien und Atemaussetzer

Artikel von Marion Zerbst

Die Wechseljahre machen vielen Frauen die Nacht zur Qual. Zum Glück kann man aber einiges gegen Schlafprobleme in dieser Lebensphase tun. Auch das war ein wichtiges Thema der DGSM-Jahrestagung im November letzten Jahres.

Sicherlich kennen Sie das Gefühl, wenn man frisch geduscht, parfümiert und geschminkt seine erste Tasse Kaffee trinkt und einem dann der Schweiß ausbricht und das ganze Make-up zerfließt, sodass man sich noch einmal schminken muss? Für Frauen in der Menopause gehören solche frustrierenden Erfahrungen zum Alltag. Aber was bedeutet „Menopause“ eigentlich?

Die Menopause ist der Zeitpunkt der letzten Menstruation, auf die mindestens ein Jahr lang keine weitere Monatsblutung mehr folgt. Die Ursache für die Veränderungen, die der Körper der Frau während dieser (in der Umgangssprache auch als „Wechseljahre“ bezeichneten) Zeit durchmacht, sind die Hormone. Denn jetzt nimmt der Spiegel der weiblichen Geschlechtshormone Östrogen und Progesteron allmählich immer mehr ab.

Da unsere Lebenserwartung kontinuierlich steigt, dauern die Wechseljahre im Durchschnitt mittlerweile rund ein Drittel der Lebenszeit einer Frau. Und diese Tatsache verursacht ihr leider oft schlaflose Nächte; denn die weiblichen Geschlechtshormone, deren Produktion bei den Frauen jetzt nachlässt, wirken sich sehr positiv auf die Nachtruhe aus. Östrogen blockiert zum Beispiel wach machende Nervenbotenstoffe wie Acetylcholin oder Serotonin. Außerdem fährt es die Körperkerntemperatur abends und nachts herunter, was ebenfalls zu einem erholsamen Nachtschlaf beiträgt. Durch Östrogen verbessert sich die Schlafqualität gleich in mehrerlei Hinsicht:

  • REM-Schlaf-Anteil, Gesamtschlafzeit und Schlaflatenz (die Zeitdauer bis zum Einschlafen) nehmen zu.
  • Man schläft nachts besser durch.
  • Über die Regulation von Serotonin wirkt Östrogen außerdem antidepressiv (Depressionen sind bekannt dafür, dass sie sich negativ auf den Schlaf auswirken).

Das zweite wichtige weibliche Geschlechtshormon – Progesteron – wirkt ebenfalls beruhigend und schlaffördernd. Außerdem stimuliert es die Atmung und kann vor einer obstruktiven Schlafapnoe schützen.

Je tiefer der Spiegel dieser beiden Hormone während der Wechseljahre allmählich absinkt, umso schlechter wird der Schlaf. Selbst Frauen, die vorher gut schlafen konnten, leiden jetzt unter Ein- und Durchschlafstörungen. Hinzu kommen nächtliche Hitzewallungen und Nachtschweiß, die den Schlaf ebenfalls stören. Und nicht zuletzt nimmt die Häufigkeit der obstruktiven Schlafapnoe (von der jüngere Frauen deutlich seltener betroffen sind als Männer) während der Wechseljahre und danach drastisch zu, weil der Schutz durch das Progesteron jetzt wegfällt.

Ein- und Durchschlafstörungen und nächtliche Atemaussetzer

Schlafapnoe (krankhaftes Schnarchen mit Atem-aussetzern) und Insomnien (Ein- und Durchschlafstörungen) kommen bei Frauen in den Wechseljahren somit deutlich häufiger vor als bei jüngeren Frauen.

Beide Schlafprobleme haben sich mittlerweile schon zu echten Volkskrankheiten entwickelt. Während die zunehmende Häufigkeit der Schlafapnoe in erster Linie darauf zurückzuführen ist, dass immer mehr Menschen in den westlichen Industrienationen unter Übergewicht leiden, geht die „Insomnie-Pandemie“ in erster Linie auf die wachsende Stressbelastung der Menschen in unserer heutigen Zeit zurück. Doch auch das Alter – und bei den Frauen eben die Wechseljahre – sind wichtige Risikofaktoren für die Entstehung von Ein- und Durchschlafstörungen und obstruktiver Schlafapnoe.

In den westlichen Industrieländern geht man davon aus, dass zirka 10 % der Bevölkerung – sowohl Männer als auch Frauen – an einer Insomnie leiden. In der vom Robert Koch-Institut durchgeführten „Studie zur Gesundheit Erwachsener in Deutschland“ (DGES) geben über 30  % der befragten Personen an, mehr als dreimal pro Woche unter insomnischen Beschwerden zu leiden. Über eine schlechte Schlafqualität klagen 21 % und über eine dadurch bedingte Tagesbeeinträchtigung über 5 % der Befragten.

Und dieses nächtliche Wachliegen ist nicht nur quälend, sondern Ein- und Durchschlafstörungen wirken sich auch sehr negativ auf unsere Gesundheit aus. Vor allem das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen steigt dadurch.

Woran liegt das?

Durch die kürzere Schlafdauer und den fragmentierten Schlaf kommt es zu einer Aktivierung des sympathischen Nervensystems. Dadurch steigen Herzfrequenz, Blutdruck und die Blutfettwerte. Auch zu einer Insulinresistenz kann es kommen.

Eine Metaanalyse von sechs Studien mit fast 2000 Teilnehmerinnen verglich die Frauen, bei denen die Schlafdauer zu kurz war, mit denjenigen, die lange genug schliefen. Das erschreckende Ergebnis: Bei Frauen mit einer nachweislich (also objektiv gemessen) zu kurzen Schlafdauer war das Risiko, einen Bluthochdruck zu entwickeln, fast doppelt so hoch wie bei den schlafgesunden Probandinnen.

Außerdem zeigen viele Studien, dass das Risiko für koronare Herzkrankheit, Herzinfarkt und Schlaganfall bei Menschen mit Ein- und Durchschlafstörungen deutlich erhöht ist – wobei das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen bei einer schweren Insomnie am höchsten ist.

Weniger Wechseljahrsbeschwerden durch Eszopiclon?

Die Therapie der ersten Wahl bei Ein- und Durchschlafstörungen ist die kognitive Verhaltenstherapie, bei der den Patienten unter anderem Entspannungsübungen und  Verhaltensregeln für einen gesunden Schlaf vermittelt werden. Dass diese Therapie auch gegen wechseljahrsbedingte Schlafstörungen während der Wechseljahre sehr gut wirkt, zeigt eine neue Studie aus dem Jahr 2024, in der 88 Frauen während der Wechseljahre untersucht wurden: Bei den Patientinnen, die im Rahmen dieser Studie eine siebenwöchige kognitive Verhaltenstherapie erhielten, verbesserte sich die Schlafqualität, und der Schweregrad der Insomnie nahm ab. Auch ihre Depressionen ließen nach.

Manchmal ist aber auch eine medikamentöse Therapie erforderlich. Den deutschen Leitlinien zufolge kann man einem Insomnie-Patienten eine Behandlung mit Schlafmitteln anbieten, wenn die kognitive Verhaltenstherapie bei ihm nicht ausreichend wirksam war oder aus irgendeinem Grund nicht durchführbar ist.

Interessante neuere Ergebnisse zur Behandlung von Frauen in den Wechseljahren, die unter Ein- und Durchschlafstörungen leiden, gibt es für Eszopiclon (Lunivia®), ein noch relativ neues Schlafmittel aus der Klasse der Z-Substanzen, das in Deutschland seit April 2021 auf dem Markt ist. 

Eine dieser Studien untersuchte nicht nur, wie Eszopiclon sich auf die Schlafstörungen bei Frauen in den Wechseljahren auswirkt, sondern auch auf andere Symptome wie beispielsweise Depressionen, Ängste, Hitzewallungen und auf die allgemeine Lebensqualität. In dieser Studie erhielten die Patientinnen nach dem Zufallsprinzip vier Wochen lang entweder Eszopiclon oder ein Placebo.

Die Ergebnisse waren sehr ermutigend: Durch die Einnahme von Eszopiclon verringerte sich bei den Frauen der Schweregrad der Insomnie; ihre Schlaflatenz verkürzte sich; Schlafeffizienz und Gesamtschlafzeit verbesserten sich. Aber nicht nur das: Auch Depressionen, Ängstlichkeit und nächtliche Hitzewallungen nahmen ab, und die Lebensqualität der Frauen verbesserte sich. Eszopiclon eignet sich also nicht nur zur Behandlung der Insomnie, sondern hilft offenbar auch gegen andere unangenehme, schlafstörende Wechseljahrssymptome! Andere Studien zeigten ähnlich positive Ergebnisse.

Hormontherapie – ja oder nein?

Und wie sinnvoll ist eine Hormontherapie zur Bekämpfung von Wechseljahrsbeschwerden und zur Verbesserung des Schlafs?

Hierbei ist zunächst einmal eine gründliche Nutzen-Risiko-Abwägung erforderlich; denn unter der Hormontherapie steigt das Risiko für Brustkrebs und Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Ferner gibt es ein optimales Zeitfenster für die Einleitung einer solchen Therapie: Man sollte sie innerhalb eines Zeitraums von zehn Jahren nach Beginn der Menopause durchführen. Beginnt man später damit, so ist das Risiko im Hinblick auf Brustkrebs und Herz-Kreislauf-Erkrankungen größer als der Nutzen.

Obstruktive Schlafapnoe: bei Frauen oft lange unerkannt

Und nun kommen wir zum zweiten Krankheitsbild, nämlich dem obstruktiven Schlafapnoe-Syndrom. Viele Jahre lang galt diese Erkrankung als rein männliches Problem: Man glaubte, dass nur Männer unter Schlafapnoe leiden. Inzwischen weiß man jedoch, dass auch Frauen davon betroffen sind.

Es gibt mehrere Risikofaktoren für diese schlafbezogene Atmungsstörung bei Frauen. Da ist zum einen das Alter, das wiederum auch hormonelle Veränderungen nach sich zieht, die (wie bereits erwähnt) für die Entstehung einer Schlafapnoe eine wichtige Rolle spielen. Außerdem steigt mit zunehmendem Gewicht die Häufigkeit eines Schlafapnoe-Syndroms nicht nur bei älteren, sondern auch bei jungen Frauen.

Und auch diese Erkrankung hat Auswirkungen auf das Herz-Kreislauf-System. Das zeigt zum Beispiel die Mallorca-Studie, die so heißt, weil sie tatsächlich auf dieser Insel durchgeführt wurde. In dieser Studie wurden unterschiedliche Schweregrade der Schlafapnoe untersucht, und zwar mit folgendem Ergebnis: Frauen, die mehr als 20 Apnoen und Hypopnoen pro Stunde Schlaf haben und keine Therapie für ihre Schlafapnoe wünschen, haben ein höheres Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen und sterben auch früher an solchen Krankheiten. Behandelt man diese Patientinnen dagegen mit CPAP, so lässt sich ihr Herz-Kreislauf-Risiko dadurch bis auf dasjenige von schlafgesunden Frauen senken.

Allerdings dauert es fast zehn bis zwölf Jahre länger als bei Männern, bis eine Schlafapnoe bei einer Frau diagnostiziert wird. Denn weibliche Schlafapnoe-Patientinnen leiden unter anderen Symptomen als männliche: Sie klagen bei einer Schlafapnoe zum Beispiel häufiger über Ein- und Durchschlafstörungen. Oft kommen auch noch depressive Symptome hinzu.

Und nun stelle man sich einmal vor, eine Frau kommt zum Arzt und klagt über schlechten Schlaf und gedrückte Stimmung: Da kommt der Arzt sicherlich schnell auf die Diagnose „Depression plus Insomnie“ und verordnet ihr ein Schlafmittel und ein Antidepressivum. Viele Ärzte würden die Patientin in so einer Situation wahrscheinlich nicht einmal danach fragen, wie sie schläft, ob sie schnarcht und ob sie Atemaussetzer im Schlaf hat.

Die Therapie der Wahl in so einem Fall ist jedoch kein Schlafmittel und auch kein Antidepressivum, sondern eine CPAP-Therapie. Normalerweise bessert sich unter dieser Behandlung dann auch die Insomnie der Patientin.

Quellen:

Vortrag von Prof. Dr. Maritta Orth anlässlich der DGSM-Jahrestagung 2024

Brigitte M. Gensthaler: Hormone fördern Schlaf – und rauben ihn. Pharmazeutische Zeitung, 25.06.2024 https://www.pharmazeutische-zeitung.de/hormone-foerdern-schlaf-und-rauben-ihn-148250/

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