Schlaf als Business-Revolution
Die amerikanische „Sleep Economy“
Hans-Günter Weeß hat in seinem vor kurzem veröffentlichten Buch beklagt, dass der Schlaf in unserer Gesellschaft nur noch wenig wert sei. Im Land der offensichtlich immer noch unbegrenzten Möglichkeiten hat die Gründerin der Huffington Post, Arianna Huffington, den Schlaf als kongeniale Geschäftsidee entdeckt. – Ebenfalls interessant zum Thema: Der DAK Gesundheitsreport 2017
The Sleep Revolution heißt Huffingtons Buch, offenbar von der Kritik als eher mittelmäßig und unbedeutend beurteilt; doch dies tut dem Erfolg keinen Abbruch, wenn das Marketing stimmt. Die geschäftstüchtige Autorin hat begriffen, dass mit dem neuen Schlafbewusstsein der Menschen eine Menge Geld zu machen ist. Man muss sich nur vernetzen, andere Firmen mit ins Boot holen, auch wenn das auf den ersten Blick noch so absurd aussieht.
Travis Kalanick, bekannt als knallharter Erfinder des Jedermann-Taxi-Unternehmens Uber, sorgt sich dank Arianna Huffington plötzlich um Menschen, die sich übermüdet ans Steuer setzen. Seine Botschaft leuchtet ein: Lasst den eigenen Wagen stehen und ordert ein Uber-Taxi. Kalanicks Offerte an Firmen, deren Nachtschicht-Mitarbeiter erst am späten Morgen Feierabend haben:
Zahlt denen doch die Heimfahrt in einem meiner Taxis!
(Zusatzinfo: Mrs. Huffington sitzt inzwischen im Aufsichtsrat von Uber…)
Auch weitere Firmen beteiligt
Die Hotelkette Marriott unterstützt Huffingtons Kampagne mit einem Wettbewerb: Die besten Fotos der schönsten Schlafplätze, auf Instagram hochgeladen, werden mit Übernachtungsgutscheinen der Hotelkette belohnt.
Natürlich: Auch Fitnessarmbänder profitieren von der Schlaf-Revolution. Top-Hersteller Jawbone spendete Tausende Fitnesstracker für US-Studenten, um diese wieder für einen erholsamen Schlaf zu begeistern. Die amerikanische Billig-Fluglinie „jetBlue“ offeriert am JFK-Airport in New York Schlafkojen mit einschläfernder Musik: sozusagen ein kurzes Powernapping vor dem Abflug. (Dann kommen einem vielleicht auch die beengenden Plätze im Flieger nicht mehr wie ein Alptraum vor …)
Matratzenhersteller werben mit Produkten, die Atmung und Herzfrequenz der Schläfer überwachen. Seitenweise ließen sich noch weitere Produkte aufführen, die den neuen guten Schlaf erfolgreich befördern helfen: Schlaftees, gesunde Textilien, Meditationshilfen und, und, und.
Eigentlich verwunderlich, wie man den Leuten Geld aus der Tasche ziehen kann, wenn man ihnen die Notwendigkeit eines erholsamen Schlafs mit raffinierten Marketingtools anpreist. Freilich bräuchte man dafür keinen einzigen Dollar auszugeben, denn guter Schlaf lässt sich nicht kaufen. Die 19,99 Euro, die man für das Buch „Die schlaflose Gesellschaft“ von Hans-Günter Weeß hinblättert, reichen völlig aus, um den Schlaf neu für sich zu entdecken.
Quelle: Redaktion – Das Schlafmagazin-Ausgabe 2/2016