Schlafapnoe erhöht Risiko für Komplikationen bei operativen Eingriffen
Immer mehr Studien zeigen, dass es bei Patienten mit obstruktiver Schlafapnoe (OSA) schon mit Beginn der Prämedikation, aber auch während oder nach einer Operation zu teilweise gefährlichen Komplikationen kommen kann. Diese Risiken steigen auf ein nicht vertretbares Maß, wenn die CPAP-Therapie perioperativ unterbrochen wird. Leider sind Kliniken bisher noch zu wenig auf Schlafapnoe-Patienten eingestellt, wissen nicht genug über dieses Krankheitsbild und haben deshalb oft ein zu geringes Risikobewusstsein.
von Kai Mann
Erkentnisse aus der Wissenschaft
In den letzten Jahren sind einige wissenschaftliche Untersuchungen zu diesem wichtigen Thema erschienen. Aus diesen Studien geht hervor, dass es bei Schlafapnoe-Patienten während eines operativen Eingriffs häufiger zu Aspirationen (Einatmen von Mageninhalt), akutem Lungenversagen oder Lungenembolien kommt. Auch nach der Operation sind Probleme wesentlich häufiger. Studien zeigen, dass
- bei älteren Schlafapnoe-Patienten nach einem operativen Eingriff öfter ein Delirium auftritt
- unerwünschte Herz-Kreislauf-Ereignisse wie beispielsweise Herzrhythmusstörungen oder Blutdruckkrisen bei OSA-Patienten nach einer Operation häufiger vorkommen
- häufigere auch ungeplante Aufenthalte auf der Intensivstation und/oder eine längere Behandlungsdauer im Krankenhaus notwendig sind.
Was kann man dagegen tun?
Deshalb werden in der neueren Fachliteratur Empfehlungen zum Umgang mit solchen Patienten gegeben, die die Krankenhäuser unbedingt beherzigen sollten. Das fängt schon vor dem operativen Eingriff an:
- Patienten sollten gefragt werden, ob bei ihnen eine obstruktive Schlafapnoe vorliegt
- Bei Patienten mit hohem OSA-Risiko soll mithilfe von Screening-Fragebögen abgeklärt werden, ob sie möglicherweise an einer Schlafapnoe leiden
- Falls das Ergebnis des Fragebogens den Schlafapnoe-Verdacht erhärtet, sollte bei diesen Patienten vor planbaren Operationen zur Abklärung eine Polygrafie durchgeführt werden.
Bei OSA-Patienten ist eine möglichst kurze Operationsdauer anzustreben und nach Möglichkeit lieber eine Regionalanästhesie als eine Vollnarkose durchzuführen. Die Extubtion (Entfernung des Beatmungstubus) sollte in halb aufrechter Position und erst dann erfolgen, wenn der Patient wach ist.
Nach der Operation sollen solche Patienten als Schmerztherapie statt Opioiden und Sedativa (Beruhigungsmitteln) lieber nicht-steroidale Antiphlogistika wie beispielsweise Ibuprofen erhalten. Außerdem ist bei Schlafapnoikern eine längere pulsoximetrische Überwachung zur Kontrolle ihrer arteriellen Sauerstoffsättigung notwendig; und nach der Extubation muss die schon zu Hause durchgeführte CPAP-Therapie gleich wieder fortgesetzt werden.
Leider halten viele Krankenhäuser sich nicht an diese Vorgaben, unter anderem deshalb, weil Ärzte und Pflegepersonal noch zu wenig über obstruktive Schlafapnoe und die damit verbundenen Risiken wissen. Hier ist noch viel Aufklärungsarbeit in den Kliniken erforderlich. Mehr über die Schlafapnoe erfahren Sie in unserem Ratgeber: Schnarchen-Ursachen
Quelle: Dr. Stefanie Werther und Prof. Dr. med. Helmut Teschler: Schlafmedizin – neue Erkenntnisse und Entwicklungen. Deutsche Medizinische Wochenschrift 2014; 139: S.1231–1233
Quelle: das schlafmagazin 3/2014