Schlaflose Nächte aus „Liebe“ – Wie schläft es sich besser: beeinander oder getrennt?
Der britische Schlafforscher Prof. Neil Stanley von der University of Surrey hat herausgefunden, dass Paare, die traditionell ihr Bett miteinander teilen, gegen die Regeln eines erholsamen Schlafs verstoßen. Das verwundert, stößt einem doch sonst die Tatsache, dass zwei Partner getrennte Schlafzimmer bevorzugen, sauer auf: Bei so einem Paar – ob verheiratet oder nicht – muss der Haussegen mächtig schief hängen. Denken wir zumindest …
von Dr. Roxanne Dossak
Getrennte Betten in der Beziehung
Von Prominenten weiß man, dass sie sich in ihren weitläufigen Anwesen oft in getrennte Schlafgemächer zurückziehen. Sie haben ja auch die Wahl. Für den leidenschaftlichen Sex, die Fortpflanzung und das Kuschelerlebnis trifft man sich noch im gemeinsamen Bett, aber zum Gesundheitsschlaf geht es ab ins Solo-Schlafzimmer. Denn in Wirklichkeit sind Ehe- und Liebespaare nur selten kompatibel genug, um ein Bett miteinander zu teilen.
Tom Cruise und seine damalige Ehefrau Katie Holmes lösten dieses Problem ganz pragmatisch: Sie konnte sein Schnarchen nicht mehr ertragen. Cruise ließ sich ein Gästezimmer zum perfekt schallisolierten Raum umbauen. Darin sägte er hemmungslos seine Nächte durch. In Hollywood ist diese Idee inzwischen zum Trend geworden.
Männer genießen die emotionale Wärme ihrer Bettpartnerin
Beeinträchtigen gemeinsame Schlafzimmer tatsächlich die Schlafqualität? Wir wissen, dass gestörter Schlaf den Organismus erheblich belastet und auf die Dauer sogar schädigen kann. Doch warum soll gerade die traute Zweisamkeit von Männlein und Weiblein, eng in Löffelchenstellung verschmolzen, dem Schlaf abträglich sein? Gut, nach 20 Ehejahren mag sich die erotische Anziehung verflüchtigt haben, und da kann es die Frau schon stören, wenn der Gatte neben ihr wie ein Säbelzahntiger schnarcht und prustet, womöglich auch noch nach allen Seiten tritt, die Dame mit seinen spitzen Zehennägeln malträtiert und hemmungslos pupst. Doch in der ersten Zeit des Zusammenseins, da schweißt die Erotik ein Paar doch zusammen und lässt beide Partner – egal, welche Kakophonie von männlicher Seite erzeugt wird –, nach wohligem Beischlaf in sanften Schlummer sinken. Oder etwa nicht? Nein, weit gefehlt – die Wissenschaft ist zu anderen Ergebnissen gekommen. Gemeinsamer Schlaf stört die Qualität und Erholsamkeit der nächtlichen Ruhephase ganz erheblich.
Der Soziologe Paul Rosenblatt (Professor am Department of Family Social Science an der Universität von Minnesota) untersuchte die Schlafmuster von Paaren in den USA. Männer, so stellte er fest, ziehen es in jedem Fall vor, neben ihrer Partnerin zu schlummern. Sie genießen die emotionale Wärme ihrer Bettgenossin. Frauen schnarchen erst nach den Wechseljahren – vorher normalerweise nicht, also wird der sägende Gatte auch durch keine unangenehme Geräuschkulisse gestört. Nur die Frau leidet unter dem lästigen Geschnorchel. Männer denken auch oft, dass ihre Partnerin sozusagen eine Lebensversicherung für sie sein kann: So manche Gattin hat schon rechtzeitig bemerkt, dass ihren Mann im Bett ein Herzinfarkt oder der Schlag getroffen hatte.
Fußtritte wegen nächtlichen Sägens
Von einem 66-jährigen Mann wird berichtet, dass er wegen Schmerzen in der rechten Wade einen Arzt aufsuchte. Keine der Untersuchungen ergab eine Erklärung, sodass der Patient auch nicht behandelt werden konnte. Eines Nachts wachte er wieder mit einem scharfen Schmerz in der rechten Wade auf und bemerkte, dass er von seiner Frau getreten worden war. Als er sie aufforderte, sein wehes Bein nicht zu treten, erklärte die Frau: „Du hast wieder geschnarcht; ich trete dich deswegen immer schon.“ So fanden die Wadenschmerzen ihre Erklärung, und sie verschwanden, als die Frau aufhörte, ihren Mann jede Nacht zu malträtieren.
Sicherheit hin, Gefühle her: Bett-Sharing hat ganz offensichtlich Nachteile und ruiniert den erholsamen Schlaf. Das gemeinsame Bett vermindert die Schlafqualität um 50 %! Dass die meisten Paare dennoch am gemeinsamen Bett festhalten, erklärt Schlafforscher Stanley sich damit, dass in Städten lebende Menschen in unserer heutigen Zeit gar keine Möglichkeit haben, in getrennten Schlafzimmern zu nächtigen. Dazu fehlt es ihnen einfach am nötigen Wohnraum.
Nicht so wirkungsvoll wie getrennte Schlafzimmer, aber bei mangelndem Wohnraum eine Alternative: getrennte Betten im gemeinsamen Schlafzimmer. Die Geräusche des Partners bekommt man zwar mit, aber nicht seine Bewegungen.
Nicht-erholsamer Schlaf, so warnt Stanley, fördert die Entstehung von Depressionen, Bluthochdruck, Herzinfarkt und Schlaganfall. Und wenn ein Paar sich erst einmal für getrennte Schlafgelegenheiten entschieden hat, wird beiden Partnern ziemlich schnell klar, wie sehr ihr Schlaf sich dadurch verbessert. Und der Sex muss auch nicht unbedingt unter den getrennten Schlafzimmern leiden. Doch immerhin: Die Trennung erschwert dem Manne den sexuellen Zugang zur Partnerin. Das missfällt den Herren der Schöpfung. Die Frauen dagegen beklagen dies nicht.
Quelle: das schlafmagazin 2/2015